1987 - Nur noch Abstellung

Wir schreiben den August 1987. Das Leben geht weiter, auf den übrigen Gleisen tummeln sich V100, V160, Einheits-E-Loks und VT24-Triebwagen. Von rot über grün zu ozeanblau-beige sind alle Farben vertreten. Die grüne Botanik, in den letzten Jahren sorgsam am Gedeihen gehindert, hat nun freien Lauf.

Während die Braunschweiger 216 178 den einständigen E-Lokschuppen blockiert, wartet die 141 077 aus Seelze abgebügelt auf Gleis 66 auf ihren nächsten Einsatz. Offensichtlich herrscht ein gewisser Mangel an passender Beleuchtung, sonst ließe sich der seltsame Lampenmix nicht erklären. Eine unerkannt gebliebene V100 belagert Gleis 68, auch Gleis 64, 62b und 62 sind von Triebfahrzeugen belegt.

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Fotos: Edwin Rolf

Der Schuppenplatz auf Gleis 67 scheint unter den Diesellokomotiven beliebt zu sein, die Osnabrücker 211 099 - auch 34 Jahre später noch aktiv im Dienst - stellt hier ab, während sich 140 700 - ebenfalls in Osnabrück beheimatet - vor neugierigen Blicken geschützt eng an den Schuppen auf Gleis 66 kuschelt. Man beachte die mittlerweile nicht mehr allzu häufig genutzte Schlußlaterne auf dem Boden am Tor.

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Fotos: Bernd Szarkowski-Tegtmeier

Knapp einen Monat später gelingt Edwin Rolf die folgenden Aufnahme. Gerade die durch das Teleobjektiv gestauchte Enge zeigt den abenteuerlichen Gleisverlauf zwischen Abstellung und Bahnbetriebswerk. Die im Vordergrund liegende Grube in Gleis 51 wird auch Jahrzehnte später noch abgedeckt vorhanden sein.

009 (1024x708)An einem Sonntag Im Goldenen Oktober des Jahres 1987 strahlen dann doch noch so einige Loks im herrlichen Sonnenschein, eine schöne Parade findet sich auf den Gleisen 65 bis 68. Lässt man den Niederbordwagen mal weg, dominiert die ozeanblau-beige Farbgebung. 140 456 und 141 319 aus Seelze sowie 211 135 aus Osnabrück machen ein schönes Gruppenbild. Irgendwie ist man der Meinung, dass sowohl die Pfeiftafel als auch das Warnschild am Lokschuppen nicht mehr benötigt werden. So werden diese kurzerhand demontiert und am Mast abgelegt. Während das Warnschild noch mehrere Monate dort verharrt, findet die P-Tafel alsbald einen neuen Besitzer. Die Schuppenstände 4 bis 11 zeigen sich bis auf ein paar zerstörte Scheiben noch halbwegs intakt. Eine gute Gelegenheit, für einen späteren Vergleich mal die kaputten Scheiben zu zählen.

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1987_10_25_005 (678x1024) Das Schuppentor 1 muss offensichtlich als primäres Ziel diverser Steinewerfer herhalten. Nur noch wenige Scheiben sind intakt. Interessant an dieser Stelle ist der hydraulische Türschließer der Schlupftür und die weiße Warnanstrich an den Wandöffnungen. Bei sehr genauer Betrachtung findet sich oben links unterhalb der Regenrinne noch eine alte Schirmleuchte am gusseisernen Ausleger.

An der Drehscheibe hat man längst Fakten geschaffen. Nicht nur die Gitterroste konnten wohl von jemanden woanders genutzt werden, auch die Schutzsignale, die Abdeckung des Schleifringübertragers und die Beschilderung wurden in den letzten Wochen demontiert. Der Weg auf die Drehscheibe ist der Osnabrücker 211 246 eh verwehrt. Die ehemaligen Prellböcke der Gleise 61 und 61a erfüllen ihre Aufgaben auch hier. Niemand kann sich vor dem Hintergrund des zunehmenden Verfalles vorstellen, dass die Siemag-Drehscheibe die Loks um sie herum um viele Jahrzehnte überleben wird. Auf Gleis 63 finden sich noch zwei V100, die Osnabrücker 211 121 und 211 250. Die letztgenannte wird bereits ein Jahr später ausgemustert, während die zuvor genannte auch Jahrzehnte später nach einem Vossloh-Umbau in Italien ihre Brötchen verdient. Die Schotterfläche innerhalb der Betonfläche neben den V 100 lässt übrigens den Standort des damaligen Wasserkranes erkennen. An den Strahlengleisen vor dem Schuppen zeigt sich nunehmend die beginnende Vegetation. Von Gleis 63 aus ließe sich noch in das Schuppengleis 2 fahren. Elektrisch wird die Drehscheibe in den nächsten 20 Jahren jedenfalls nicht mehr gedreht werden können....

Auf Gleis 62 macht sich der Osnabrücker 624 508 breit. Da ja die Gleise 61 und 61a nicht mehr genutzt werden können, findet die Kesselwagenentladung auf dem Gleis 62a statt, in dem damals zur Dampflokzeit der Schienenkran zur Kohlentenderbeladung seinen Dienst versah.

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Fünf Tage später, an einem Freitag,  macht sich der Fotograf zur Kaffeezeit noch einmal auf den Weg in das Bahnbetriebswerk. Die Sonne steht blaß und tief über dem Gelände und taucht die Fahrzeuge in ein seltsames Licht. Wie zu einer Parade sind hier auf den Gleisen 62b, 63 und 64 diverse Schienenfahrzeuge abgestellt. Ganz offensichtlich hat man es noch nicht geschafft, die eingegrabenen Schwellenkreuze gegen einen Prellbock zu tauschen. Im frühabendlichen Gegenlicht finden wir dort die 211 241, den 624 628 und die 211 229 vor, allesamt Osnabrücker Fahrzeuge. Interessant zu erwähnen, dass beide V100 auch noch 34 Jahre später im Ausland ihren Dienst versehen.

Auch vor dem E-Lokschuppen wird parademäßig abgestellt. 141 168 (Bw Seelze), 211 065 (Bw Osnabrück) und 141 446 (Bw Hagen) sind zweifelsfrei zu erkennen. Wie ein letzter Blick zurück wirkt die aus liegender Position gemachte Aufnahme von Gleis 63 über die Drehscheibe hinweg zum Schuppenstand 2.

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Die Drehscheibe zeigt sich bereits jetzt arg gefleddert. Einige Tage später, die Bäume haben ihre Blätter längst verloren, hat die Osnabrücker 211 096 die Ehre, die 01 150 mal wieder ans Tageslicht zu befördern. Ein offizielles Drehen der Dampflok ist nun längst nicht mehr möglich. Beide Loks werden auch 34 Jahre später noch existieren, eine der beiden sogar noch in Algerien in Betrieb sein.

Fotos. Bernd Szarkowski-Tegtmeier und Sammlung BEF

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