Zeitleiste 1950 - 1962

1950 - Die junge Bundesbahn

Wir schreiben das Jahr 1950, so langsam kehrt wieder Normalität im Bahnbetriebswerk ein. Die...

Wir schreiben das Jahr 1950, so langsam kehrt wieder Normalität im Bahnbetriebswerk ein. Die...

1954 - Die Altbautriebwagen

Bei den folgenden Aufnahmen handelt es sich um die ältesten Farbaufnahmen unserer Sammlung....

Bei den folgenden Aufnahmen handelt es sich um die ältesten Farbaufnahmen unserer Sammlung....

1955 - Blick ins Bw

Die im Ringlokschuppen untergebrachte Schlosserwerkstatt war zusammen mit der Schmiede durchaus in...

Die im Ringlokschuppen untergebrachte Schlosserwerkstatt war zusammen mit der Schmiede durchaus in...

1958 - Alltag

Wasser wird es nicht gewesen sein, was dort in den isolierten Kesselwagen auf Gleis 68...

Wasser wird es nicht gewesen sein, was dort in den isolierten Kesselwagen auf Gleis 68...

1959 - Die Stadtheider Straße

Die unterhalb der Personen-Bahnbrücke aufgenommene nachstehende Aufnahme zeigt den Blick über die...

Die unterhalb der Personen-Bahnbrücke aufgenommene nachstehende Aufnahme zeigt den Blick über die...

1959 - Shit happens

Manchmal gehen Dinge in die Hose... oder wie in diesem Fall, in die Grube. Was auch immer die...

Manchmal gehen Dinge in die Hose... oder wie in diesem Fall, in die Grube. Was auch immer die...

1961 - Alles ist gut

Ein Blick auf das geschäftige Treiben im Bw vom Stellwerk Bl aus zeigt das nachfolgende Bild aus...

Ein Blick auf das geschäftige Treiben im Bw vom Stellwerk Bl aus zeigt das nachfolgende Bild aus...

1962 - Besuch vom General

1962 erfuhr die österreichische Dampflok 680 das große Abenteuer. Im Jahr 1926 hatte der...

1962 erfuhr die österreichische Dampflok 680 das große Abenteuer. Im Jahr 1926 hatte der...

1962 - Das Bw wird ein Dieselnest

Bahnbetriebswerk Bielefeld wird ein "Dieselnest" - so schreibt die Freie Presse am 5. April 1962....

Bahnbetriebswerk Bielefeld wird ein "Dieselnest" - so schreibt die Freie Presse am 5. April 1962....

1950 - Die junge Bundesbahn

Wir schreiben das Jahr 1950, so langsam kehrt wieder Normalität im Bahnbetriebswerk ein. Die Kriegsschäden sind beseitigt. Betrachten wir zur Einstimmung die Einfahrt von 50 1735 in den Schuppenstand 15 vom Dach des Sandbunkers aus. Einige Jahre später, am 19. Oktober 1967, sollte die noch mit Altbaukessel und Wagnerblechen ausgerüstete Dampflok mit der Nummer 43.869 die letzte ausgebesserte Dampflok sein, welche das AW Schwerte verlassen wird.

Beschaulich geht es im Bw zu. Links erkennt man den Schlackekran der Einheitsbauart, der abgestellte offene Güterwagen auf Gleis 62a steht wohl genau deshalb dort. Bei genauem Hinsehen ist auch das schmale Gleis der Schlackehunte hinter dem Kran zu erkennen.

In der prallen Mittagssonne ist es vielleicht sogar auf der Bank an der Lokleitung zu warm für eine Zigarette oder einen Kaffee. Zu beachten sind auch die aufgereihten Dampflok-Laufachsen auf Gleis 61a hinter dem Kohlebunker rechts neben der Grube.

Sehr interessant sind auch die alten Mastlaternen mit Freileitungsanschluß. Genialerweise lassen sich die Lampenschirme mittels Umlenkrolle an der Leitung zum Wechsel des Leuchtmittels absenken.

Es ist schon erstaunlich, was sich auf einem Bild alles so erkennen lässt, nicht wahr?

ca. 1950_50 1735_Hans Jochen Giesche Stadtarchiv (1024x628)

Foto: Hans Jochen Giesche, Stadtarchiv Bielefeld

Anhand des Lageplanes lässt sich der Gleisverlauf zum Zeitpunkt der Aufnahme gut nachvollziehen:

1950 - (1024x532)Zeichnung: Stadtarchiv Bielefeld

Auf der folgenden Aufnahme ist denn auch deutlich mehr Aktion zu erkennen. Die drei kräftigen Herren füllen die Kohlehunte, damit diese vom Kohlenkran aufgenommen werden können. Bemerkenswert sind die riesigen Brocken, welche hier aufgeladen wurden.... der arme Heizer wird zur mundgerechten Zerkleinerung wohl fluchend zur Spitzhacke gegriffen haben. Die Kohlehunte laufen auch hier auf Schienen und konnten im leeren Zustand nach dem Absetzen auf der Drehscheibe auf den Gleisen verteilt werden. Der Sockel im Hintergrund gehört zum von den Dortmunder Deutschlandwerken hergestellten Kohlenkran, ein weiterer Kran in Einheitsbauart (analog zum Schlackekran) befand sich links daneben. Hinter der Aufstiegsleiter lassen sich die recht kurzen, offenen, noch mit Speichenrädern ausgestatteten Güterwagen für den Kohletransport erkennen.

ca. 1950 Bekohlung_Stadtarchiv (1024x696)

Foto: Stadtarchiv Bielefeld

1954 - Die Altbautriebwagen

Bei den folgenden Aufnahmen handelt es sich um die ältesten Farbaufnahmen unserer Sammlung. Aufgenommen vom Stellwerk "Bl" der Bauform "Einheit" schweift der Blick südwärts über die Köln-Mindener Eisenbahn Richtung Hauptbahnhof.

Einer der im Bw Bielefeld im Ostbahnhof beheimateten Altbautriebwagen brummt hier vierteilig Richtung Herford davon. Eine große Anzahl Güterwagen bevölkert die Abstellgleise des Vorbahnhofes. Noch hat die Stadtwerke einige Schornsteine in Betrieb, auch das Gasometer rechts im Bild ist weithin unübersehbar.

Links lässt sich die Abstellgruppe der Personenwagen erkennen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme wurden sämtliche Weichen des Bahnbetriebswerkes und der Abstellgruppe von diesem Stellwerk aus mechanisch bedient.

1954-08-11_Willi Rolf (711x1024)  1954_Willi Rolf_Vorbahnhof_2 (1024x656)1954_Willi Rolf_Vorbahnhof_1 (1024x637)

1955 - Blick ins Bw

Die im Ringlokschuppen untergebrachte Schlosserwerkstatt war zusammen mit der Schmiede durchaus in der Lage, größere Instandsetzungen vorzunehmen. Arbeiten an Bremsen, Treib- und Kuppelstangen gehörten zur alltäglichen Arbeit. Nur sehr aufwändige Arbeiten wurden von den Ausbesserungswerken durchgeführt. Selbst der Tausch einer Achse war durch die Achssenke möglich.

Die beiden nachfolgenden Bilder zeigen links Hans Steinfurth beim Ausgießen eines Stangenlagers, welches nach dem Erkalten auf dem rechten Bild auf der Drehbank von Rudi Riepe ausgedreht wird.

1955_Hans Steinfurth beim Stangenlager-Ausgießen_Rolf (755x1024)1955_Stangenlager-Ausdrehen_Rolf (762x1024)Fotos: Willi Rolf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es lohnt sich wieder, die Details auf dem folgenden Bild zu betrachten: Die Drehscheibe, verriegelt auf Schuppengleis 2 gibt durch das Schauzeichen das Befahren der Drehscheibe frei, was die 41 023 sogleich nutzen wird. Bei genauerer Betrachtung erkennt man im Drehscheibenhäuschen nicht nur die zweite Tür, sondern auch das Ofenrohr des damals offensichtlich vorhandenen Ofens. Der später nachgerüstete Luftantrieb ist 1955 noch nicht vorhanden, auch fehlen die vermutlich aus Sicherheitsgründen eingelagerten Kurbeln des Handbetriebs.

Im Schuppenstand 4 steht 93 1114, in 6 die 92 784 und rechts daneben eine unbekannt gebliebene Baureihe 92.

1955_Drehscheibe (1024x748)Foto: Rüdiger Uffmann

Die folgenden Aufnahme wurde in der Vergangenheit recht häufig von den Tageszeitungen für Berichte zur Historie des Bahnbetriebswerks genutzt. Aufgenommen vom damaligen Gasometer der Stadtwerke an der Beckhausstraße ist eine derartige Aufnahme heute wohl nur noch mittels Drohne möglich.

Schauen wir doch einmal genauer hin: Im Vordergrund sieht man den gut genutzten Vorbahnhof für die Güterwagen. Ein VT 95 mit Beiwagen VB 142 befährt das Bw, wohl um gedreht zu werden. Mangels Steuerwagen wäre sonst ein zeitaufwändiges Umfahren notwendig gewesen.

1955_Stadtarchiv (1024x759)Foto: Stadtarchiv Bielefeld

Um die einzelnen Bereiche besser erkennen zu können, können wir die folgenden Ausschnitte nutzen:

1955_Stadtarchiv - Lokleitung (1024x503)Hier sehen wir das Stofflager mit der angebauten Lokleitung direkt an der Drehscheibe. Dort meldeten sich die Lokpersonale an, um ihre Dienstpläne zu empfangen. Auch die Abmeldung nach Schichtende erfolgte hier. Die Personale der Lokleitungen schrieben hier auch die Umlaufpläne und erstellten die Personalplanung.

 

 

 

1955_Stadtarchiv - Heizlok (1024x369)Die Heizlok auf dem Schuppenfreigleis 23 war unentbehrlich für die Wärmeversorgung, da die daran angeschlossenen Dampfheizungen für eine Mindestbeheizung des Schuppens sorgten. Ein funktionsfähiger Lokomotivkessel auf einem abgefahrenen Rahmen war in vielen Bw üblich. Zur Heizlok an späterer Stelle mehr. In dem kleinen Gebäude rechts befanden sich die Toiletten.

1955_Stadtarchiv -Sandbunker (1024x594)Im Mittelpunkt der Aufnahme ist das heute als Vereinsgebäude genutzte ehemalige Aufenthaltsgebäude der Personale der Lokomotivbehandlung zu erkennen. Der Turm des Gebäudes dient der trockenen Aufbewahrung von Bremssand. Hier lassen sich auch die augenfälligsten Unterschiede der beiden Kranbauarten erkennen (Einheitsbauart - eckig, Deutschlandwerk - rund). Links vom Gebäude befindet sich der Schlackekran, rechts daneben an den Kohlebunkern die beiden Kohlekräne.

 

1955_Stadtarchiv - Kohle (1024x300)

Die immensen, mehrere Meter hohen Steinkohleberge zeigen die damalige Bedeutung des Bahnbetriebswerkes. Dieselangetriebene Schienenfahrzeuge waren zum damaligen Zeitpunkt noch recht selten unterwegs.

 

1955_Stadtarchiv -Stellwerk Bl (1024x790)

Das Stellwerk Bl an der Einfahrt zum Bw gehörte zu den mechanischen Stellwerken der Einheitsbauart und diente auch später dem einen oder anderen Fotografen als perfekter Standort für weitreichende Aufnahmen über die Strecke der Köln-Mindener Eisenbahn.

Im Hintergrund lassen sich unzählige Wagen erkennen, die auf Entladung der Steinkohle warten.

 

 

 

 

1955_Stadtarchiv -Wasserturm (574x1024)Was hier so seltsam als Wasserturm mit Kranausleger anmutet, ist in Wirklichkeit ein großer, schienengeführter Kohlekran, der die Waggonladungen mit Steinkohle in den großen Kohlebansen verteilt und sich vor den neugierigen Blicken des Fotografen schamhaft hinter dem Wasserturm versteckt.

Auf der Aufnahme ist auch gut zu erkennen, dass bereits im Jahre 1955 die meisten Fenster des Wasserturms zugemauert waren.

1958 - Alltag

38 2873_Hans_Schabbon_1958 (1024x732)Wasser wird es nicht gewesen sein, was dort in den isolierten Kesselwagen auf Gleis 68 umherschwappte. Leider lässt sich die Anschrift nicht mehr entziffern. Am Ende des Gleises lässt sich der Anbau des ehemaligen Werkstattschuppens erahnen. Auf Gleis 67 harrt die Oberhausener 38 2873 ihrer Rückfahrt entgegen.

 

 

 

 

 

41 208_Hans_Schabbon_1958 (1024x692)

Die Hannoveraner 41 208 hat mittlerweile den Platz auf Gleis 67 eingenommen. Auch ein VT 95 lässt sich am rechten Bildrand auf dem längst zurückgebauten Gleis 65 erkennen.

 

 

 

 

 

 

41 243 und 50 2874_Hans_Schabbon_1958 (1024x698)

 

Die frisch aus Bremerhaven überstellte 41 243 sucht sich ein ruhiges Plätzchen im Schuppenstand 2, während sich die Bochumer 50 2874 im Schuppenstand 5 auf die Rückfahrt vorbereitet.

 

 

 

 

50 3147_Hans_Schabbon_1958 (1024x703)

 

Die Budberger 50 3147 bereitet sich auf der Drehscheibe auf Ihre Rückfahrt ins Ruhrgebiet vor. Beachtenswert ist der große aufgeschweisste Reparaturflicken am Wasserbehälter des Tenders. Am rechten Bildrand lässt sich die Lokleitung erkennen.

 

 

 

 

Schornstein_Hans_Schabbon_1958 (729x1024)Beim Bau des zweiten Kamins im Jahre 1923 hat man sich deutlich weniger Mühe bei der architektonischen Gestaltung gegeben. Schlicht und rundgemauert erfüllte der 35m hohe Schornstein seine Aufgabe ebenso gut. Der Kaminzug sorgte zwar für entsprechende Luftverhältnisse im Schuppen, was jedoch dadurch im Winter wegen der ständigen Nachströmung kalter Luft jedoch auch zu unangenehmen Temperaturen führte.

 

 

 

 

 

 

 

 

Fotos: Hans Schabbon

Um 1958_Georg Bachmann (1024x596)

Die nebenstehende Szene zeigt das friedliche Miteinander der Traktionsarten. Gleich 5 Altbautrieb- oder Steuerwagen tummeln sich im Schuppen und zeigen der altgedienten Osnabrücker 50 2846 die Zukunft auf.

Unsere heutige Vereinslok, die seinerzeit in "Kriegsbemalung" agierende und mit einer DB- und zwei DR- Laternen etwas seltsam anzuschauende Kö 0225 hat wohl im Schuppenstand 5 einen der Steuerwagen am Haken. Doch bevor dort weiter rangiert werden kann, muss die Triebwageneinheit aus Schuppenstand 4 die Örtlichkeiten erst verlassen haben. Mit einer Gesamtlänge von fast 41m war ein Drehen der kompletten Einheit nicht möglich. Offensichtlich gibts deshalb noch etwas Diskussionsbedarf.

Mittlerweile - der lange Luftschlauch am Geländer deutet darauf hin - ist die Drehscheibe um einen Luftantrieb erweitert worden, um die Verfügbarkeit zu erhöhen. Die Handkurbel als Ersatz für einen ausgefallenen Elektroantrieb ist damit überflüssig.

Foto: Georg Bachmann

1959 - Die Stadtheider Straße

Die unterhalb der Personen-Bahnbrücke aufgenommene nachstehende Aufnahme zeigt den Blick über die Stadtheider Straße südwärts Richtung Herforder Straße. Das Bahnbetriebswerk befindet sich auf der rechten Seite. Das Wohngebäude auf der Seite wurde seinerzeit von italienischen Gastarbeitern bewohnt, welche die anfallenden Gleisbauarbeiten durchführten.

Deutlich ist der noch ländliche Charakter der näheren Umgebung zu erkennen. Von den zu sehenden Gebäuden ist keines mehr erhalten. Nur die Brücke.... die steht noch. Noch.

1959_Stadtheider Straße_Dragan LalicFoto: Sammlung BEF

1959 - Shit happens

Manchmal gehen Dinge in die Hose... oder wie in diesem Fall, in die Grube. Was auch immer die Ursache war - Bremse nicht angelegt, Regler nicht geschlossen oder Steuerung noch ausgelegt - eine quer in der Grube liegende Lok ist wie der berühmte Korken in der Flasche. Keine Lok kam mehr aus dem Bw hinaus und auch keine mehr zum Drehen hinein. Die Besatzung der Münsteraner 78 025 wird im August 1959 schon recht dumm aus der Wäsche geschaut haben.....das Ende für die Lok bedeutete indes der Unfall nicht. Erst 1966 wurde sie nach Einsätzen in Emden in Gronau z-gestellt.

Nur mit dem ganz großen Besteck in Form eines Dampfkranes konnte der Mißstand meist erst nach vielen Stunden beseitigt werden. Zum Glück gab es damals noch ein Bw in Löhne, welches aushilfsweise angefahren werden konnte, um den Verkehr nicht vollends zum Erliegen zu bringen.

1960_78 025_Willi Rolf (1024x712)1960_78 025_Willi Rolf_a (1024x664)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1960_78 025_Willi Rolf_b (1024x647)1960_78 025_Willi Rolf_c (1024x660)

1960_78 025_Willi Rolf_e (666x1024)
1960_78 025_Willi Rolf_d (1024x652)Fotos: Willi Rolf

Das normale Tagesgeschäft der Bekohlung auf Gleis 63 zeigt sich auf der folgenden Aufnahme. Der Kohlekran dürfte seine Aufgabe soeben erledigt haben, wie der Blick auf die gehäufte Kohle im Tender der Löhner 52 888 zeigt. Bereits ein Jahr später sollte sie nach nur 11 Jahren ihr Leben aushauchen. Mit ihrem Henschel-Mischvorwärmer und der Turbospeisepumpe war sie für die DB wohl doch zu speziell. In Höhe des Tenders erkennt man auf dem Dach des "Sandbunkers" die mit Druckluft betriebene Besandungsanlage.

1960_52 888_Dießelhorst (1024x611)Foto: Günter Dießelhorst

Einen Blick auf die andere Seite gestattet das folgende Bild. Dort ist der VT 36 506 zu sehen, abgestellt im zweiständigen Triebwagenschuppen in Bielefeld-Ost. Seine Ausmusterung erfolgte zum 14.04.1964. Nach einer Nutzung als Container- Umschlagbahnhof ist das Gelände mittlerweile seiner Gleise längst beraubt worden.

1960_VT 36 506_Bielefeld-Ost_Hans Christian Schall (1024x667)Foto: Hans-Christian Schall

1961 - Alles ist gut

Ein Blick auf das geschäftige Treiben im Bw vom Stellwerk Bl aus zeigt das nachfolgende Bild aus dem Jahre 1961. Links im Bild ist die ehemalige Wagenwerkstatt samt Anbau zu erkennen, welche damals als Ausbildungswerkstatt genutzt wurde. Vor unseren Augen sind hintereinander die beiden Kohlekräne zu erkennen. Daninter befindet sich der Sandbunker. Mittlerweile hat ein Fuchs-Bagger das kräftezehrende händische Befüllen der rings umher stehenden Kohlehunte übernommen. Die bereitgestellten Güterwagen der Kohlelieferung warten wohl auf Entladung.

Ganz rechts lässt sich der Kesselscheitel der Heizlok erkennen.... irgendjemand muss sich links daneben wohl etwas heftig am Laternenmast angelehnt haben.....

1961_Bekohlung_Uffmann (1024x714)Foto: Rüdiger Uffmann

Am 16.08.1961 hat auch der berühmte Fotograf und Eisenbahner Gerhard Moll den Weg ins Bw gefunden. Über die Drehscheibe hinweg lässt sich linker Hand das Stofflager neben der Lokleitung erkennen, im Hintergrund zeigt sich die damalige Lehrwerkstatt. Die Rheiner 41 222 und eine unerkannt gebliebene 78er ruhen vor dem Lokschuppen.

1961-08-16_Gerhard Moll

Seine zweite Aufnahme zeigt das Stelldichein der Rahdener 24 014, einer BR 50 und der Hamelner 93 1093, die fröhlich köchelnd ihrem nächsten Einsatz entgegenfiebern.

1961_93 1093 (1024x676)Fotos: Gerhard Moll - Eisenbahnstiftung

Sozusagen als Gegenentwurf zum ersten Bild dieses Jahres kann man das folgende Bild betrachten. Mittig fällt der Blick auf den Schlackekran, der einen ansehnlichen Haufen vor sich ausgebreitet hat. Der zweifarbeige Sockel lässt klar erkennen, dass der untere Teil gemauert und der obere Teil betoniert wurde. Sowohl der Wasserkran mitsamt Auslaufrohr ist zu erkennen, ebenso wie die heute immer noch vorhandene Mastuhr. Das Sperrsignal ist für die Ausfahrt der Drehscheibe zuständig. Im Hintergrund hinter dem Wasserkran ist schräg der Kranausleger des Schienenkranes zu erkennen, welcher offensichtlich zwischenzeitlich die Bekohlung übernommen hat.

1961_Drehscheibe (1024x999)Foto: Sammlung BEF

1962 - Besuch vom General

1962 erfuhr die österreichische Dampflok 680 das große Abenteuer. Im Jahr 1926 hatte der Stummfilmstar Buster Keaton („der Mann, der niemals lachte“) den Eisenbahnfilm „Der General“ gedreht. In dem Film, der während des amerikanischen Bürgerkriegs spielt, verfolgt der Lokführer Johnnie Gray seine von Nordstaatlern entführte Lokomotive mit Namen „General“. Der Film wurde nur in den USA aufgeführt, und in den Jahren danach ging die Ära des Stummfilms zu Ende; Keaton musste seine Villa in Beverly Hills aufgeben, in der er den Höhepunkt seines Ruhms genossen hatte. 1952 entdeckte der Schauspieler James Mason, der die Villa gekauft hatte, in einer Abstellkammer vergessene Kopien von Keatons Filmklassikern, die allerdings zum Teil schwer beschädigt waren. Der Filmsammler Raymond Rohauer wandte viel Geld für die Rettung der Filme auf und sicherte sich von Keaton die Rechte. In den Jahren 1961 und 1962 organisierte Rohauer Neuaufführungen der restaurierten Fassung von „The General“ in 20 deutschen Großstädten, mit spektakulärem Werbeaufwand.

Über den Eisenbahnfotografen Sarris Overbosch hatte Rohauer die in Graz abgestellte GKB 680 entdeckt, die der „General“-Lokomotive ähnlich sah. Er mietete sie als Zugpferd für seinen Reklamefeldzug und veranlasste ein paar Umbauten, um sie „amerikanischer“ aussehen zu lassen. Mit Girlanden und einem Schild mit der Aufschrift „General“ an der Seite machte sich die 680 Ende 1961 auf den Weg nach München, Köln und Hannover, wo sich Buster Keaton immer neben dem famosen Fahrzeug fotografieren ließ.

Irgendwann auf dem Weg nach Hamburg machte der General Station im Bahnbetriebswerk Bielefeld.

Ein schönes Bild der ehemaligen BSW-Fotogruppe um Gerhard Fengler und Richard Schulz. Mittig Im Hintergrund das Stellwerk Bl vor der Sihouette des Wasserturms. Das Gebäude rechts im Bild gehört zum Unternehmen Wittkop:

1962-02 (684x440)

Am 15. Februar 1962 erreichte die 680 Hamburg. Ein Foto zeigt sie beim Wasserfassen auf dem Bahnhof Hamburg-Harburg. Zwei Tage später, in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 wurde die Nordseeküste von einer verheerenden Sturmflut, der Sturmflut, überschwemmt, die hunderte Menschenleben forderte und weite Teile der Stadt Hamburg im Wasser versinken ließ, mit ihr die Lokomotive 680. Die GKB 680 wurde geborgen und schaffte es danach wohlbehalten wieder in das heimatliche Heizhaus nach Graz. Dort fuhr sie bis 1964.

Mit dem Ende des Dampflokomotiven-Zeitalters wurde die 680 zusammen mit den Mitveteranen der Baureihe stillgelegt. Die weitgereiste 680 konnte in das 1983 eröffnete Museum für Verkehr und Technik, das heutige Deutsche Technikmuseum Berlin überstellt werden.

Lok 680-2 (800x533)Fotos: Sammlung BEF

1962 - Das Bw wird ein Dieselnest

Bahnbetriebswerk Bielefeld wird ein "Dieselnest" - so schreibt die Freie Presse am 5. April 1962. Hervorgehoben wird der derzeitige Einsatz, der "Zerreißprobe" der 3.200PS starken, dreimotorigen, und einzigartigen V300. Vorgespannt vor die zwischen Braunschweig und Hamm verkehrenden Erzzüge zeigt der Kraftprotz, dass der Willen der Bundesbahn, die Dampflok in 10 Jahren aussterben zu lassen durchaus ernst zu nehmen ist.

Noch jedoch vertragen sich V100 und 23er nebeneinander im Schuppen.

Besonders interessant sind die beiden Bilder im Artikel. Sie zeigen oben den Blick vom sog. Sandbunker am Schlackenkran vorbei Richtung Drehscheibe. Noch ist die ehemalige Wagenwerkstatt - seit 1933 geschlossen - mit dem Anbau im Hintergrund zu erkennen.

Im Vordergrund wartet eine Dampflok auf Gleis 63 frisch restauriert auf die Einfahrt zur Drehscheibe. Die V100 auf Gleis 64 rückt soeben aus, während dahinter auf Gleis 68 eine Güterzugdampflok mit Güterzugbegleitwagen auf ihren Einsatz wartet.

Der schienengeführte Bekohlungskran der Bauart 071, Hersteller Beck & Henkel auf Gleis 62a bekohlt hier offensichtlich einen Tender ohne Dampflok. Es kann sich dabei eigentlich nur um den Tender der Heizlok handeln, welche üblicherweise auf Gleis 63 für etwas Wärme im Ringlokschuppen sorgt.

1962-04-05_FP

 

Artikel: Freie Presse.

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